Eine wesentliche Funktion der Kunst ist das Aufbrechen erstarrter Wahrnehmungsschemata, der Bruch mit dem allzu Vertrauten, um ein neues Sehen, zugleich das Sehen eines Neuen, des Möglichen, zu realisieren. Gesellschaftliches Probehandeln in Text und Bild muss Falten in den Schleier der kapitalistischen Warenwelt werfen (der Mensch und Objekt gleichermaßen konturlos macht), um ad radices, zu den gesellschaftlichen Widersprüchen zu gelangen. Wer hier nur verziert, wer auf den Effekt des Schnörkels setzt, der mag viel Geld verdienen können, dem mag auch der kenntnislose Zuspruch der vermögenden Käufer sicher sein, doch als Künstler hört er oder sie auf zu existieren. Weiterlesen
Maxim Biller und die intellektuelle Bescheidenheit
Der Titel dieses Blogs mag zunächst einen fahlen Beigeschmack haben; vielleicht auch dann noch, wenn seine Erläuterung vernommen wurde: Warum sich annähern, anstatt nach letzten Gewissheiten zu suchen? Da kann es nicht schaden, einmal einen Blick auf das Negativ, auf all jene Dinge, die an dieser Stelle keinen Platz finden sollen, zu werfen. Einer der Krawallbrüder des deutschen Feuilletons, Maxim Biller, lieferte für diesen Zweck unlängst ein brauchbares Beispiel in der ZEIT: seitenweise vor Ekel hervorgewürgte Tiraden, Simplifizierungen und unverschämte Vergleiche, adressiert an die politische Linke vergangener und gegenwärtiger Zeiten. Biller verkündet seine Letztwahrheiten mit einem Furor, der für Gegenstimmen, für das Abwägen von Argumenten, keinerlei Platz lässt. Dass ein solches Vorgehen wider jede intellektuelle Bescheidenheit seit Jahrzehnten seine Masche ist, um Aufmerksamkeit zu generieren, macht es nicht besser. Weiterlesen