Wenn Probleme offensichtlich werden, folgt gerne der Blick in die Vergangenheit, um die Mahner von gestern ausfindig zu machen. Die Suche nach denjenigen, deren Analysen und Prognosen sich als korrekt erwiesen haben, kann als Nebensächlichkeit oder bloße Chronistenpflicht abgetan werden; sie zeigt jedoch, bei wem sich das Zuhören lohnt, wer eine ungetrübte Sicht auf gesellschaftliche Entwicklungen hat. Zu diesen Personen zählte (mitunter) auch der mittlerweile verstorbene Soziologe Karl Otto Hondrich. In seinem 2001 erschienenen Essayband „Der neue Mensch“ stechen zwei Kapitel hervor, die auch für die Lage im Jahr 2016 noch erhellend sind. Sie handeln von Trugbildern – dem des deutschen Weltbürgers sowie dessen Umzingelung von Freunden. Weiterlesen
Die westeuropäische Linke und Russland
Die Nachsicht der westeuropäischen Linken mit Russland hat eine Geschichte, die bis zur Oktoberrevolution von 1917 zurückreicht. Auf diesem Ereignis bauten Sozialisten der 20er und 30er Jahre ihr Sehnsuchtsland, das in den Vorstellungen umso stärker gedieh, je mehr der Faschismus im eigenen Land um sich griff. Alles, was einen in der Heimat umgab, war fremd. Das Eigene lag in der Ferne, in der Wahlheimat, die man nur vom Hörensagen kannte. Bei manch einem wucherte die Sehnsucht zu einem religionsgleichen Glauben heran. Die Erlösung wartete im Osten, das Heilsversprechen war ein politisches und wurzelte in Russland: ex oriente lux. Weiterlesen