Vieles hat seinen gewöhnlichen Platz, ist durch die Konvention gebunden. Vor allem Sprachliches, allgemeiner: Kulturelles, überkommt die Menschen mit einer scheinbar festen Bedeutung; qua Geburt scheint es in dieser Hinsicht kein Entkommen zu geben: Die Zeichen präsentieren sich mit starrem Verweis. An der Kunst ist es, hieran zu rütteln. Sie kann montieren, Kulturelles in fremden Kontexten platzieren, so die Konvention brechen und neue Bedeutungen schaffen. Mitunter ist dieses Neue wie eine Klärung, wie ein Herabsinken von Schleiern – die Gewohnheit war dann nur Täuschung, zuweilen weit entfernt von der Realität. Zwei Beispiele, beide blutig: Weiterlesen
Möge im Paradies der „stern“ nicht erscheinen
Sofern ihm denn Aufnahme gewährt wurde, hat Muhammad Ali seine Himmelfahrt gerade hinter sich. Glaubt man stern-Redakteurin Ulrike Posche, so würde sich durch den Einzug in die Dschanna für Ali allerdings nicht allzu viel ändern; ihr Nachruf bastelt an einem Bild des Boxers, das bereits sein Dasein auf Erden in die Nähe des Göttlichen rückt. Als Liebling der Unsterblichen wird er gepriesen, in den während seiner Kämpfe „das Leben wie ein Blitz (…) [einschlug]. Als wäre Gott plötzlich in ihn gefahren, oder Allah“ (Posche, Der Göttliche, in: stern 24 (2016), S. 60). Wenn einmal von der Abnutzung der bemühten Bilder abgesehen wird, so stört nicht zuerst (wie Posche selber vermutet) das Blasphemische an ihrem Götzendienst, sondern dessen inhaltliche Dürftigkeit. Weiterlesen